Am Mittwoch, 27. Januar, findet um 20 Uhr im Hörsaal 8 des Hauptgebäudes der Uni Bonn, der vorerst letzte Vortrag aus unserer Reihe “Fluchtgründe” statt. Eva Weber von der Forschungsgesellschaft Flucht und Migration e.V. wir über Fluchtursachen auf dem Westbalkan sprechen.
Seit November 2015 hat die deutsche Regierung die Erklärung auch der restlichen Balkanländer Albanien, Kosovo und Mazedonien zu sog. sicheren Herkunftsländern durchgesetzt – ein Willkürakt im Interesse der Senkung der Geflüchtetenzahlen und im besten Wissen um die allseits bekannte ausweglose Lage in allen 3 Ländern, insbesondere unter den Minderheiten.
Die schon vorher übliche Ablehnung der meisten Asylanträge aus diesen Ländern als „offensichtlich unbegründet“ wird nun durch die Aushebelung von Rechtsmitteln gegen die sog. Verfahrensbeschleunigung gänzlich zur Regel: es darf keine Asylgründe für die Flüchtenden aus den Balkanländern mehr geben. Stattdessen werden sie in den neuen Abschreckungslagern konzentriert und umgehend zur sog. freiwilligen Ausreise gedrängt. Tatsächlich reisen seit Beginn der kalten Jahreszeit Tausende Geflüchtete wieder aus, und die Abschiebungszahlen schnellten in die Höhe.
Eva Weber von der Forschungsstelle Flucht und Migration e.V. Berlin wird in der Veranstaltung die Hintergründe für die Massenflucht aus dem Kosovo, den „Massenstreik mit den Füßen“, beleuchten und dabei sowohl auf die Vorgeschichte eingehen – die Ethnisierungskriege der 90er Jahre in der Auflösung Ex-Jugoslawiens und den Mentalitätswandel im neuen vereinigten Deutschland, mit dem die Bundeswehr zum 1.Mal wieder in den Krieg zog und Belgrad und Kosovo bombardierte – wie auf die aktuelle Situation der politisch und ökonomisch zugespitzten und ausweglos scheinenden Lage im Kosovo.
Ebenfalls ausweglos sieht es in Albanien für die Mehrheitsbevölkerung aus. Mit den Protesten von albanischen Geflüchteten gegen ihre unmenschliche Behandlung im Abschiebelager Muffendorf, die dennoch fast alle abgeschoben wurden, hatten sich bereits viele Bonner_innen soldarisiert. In unserer anschließenden Diskussion möchte Eva Weber mit uns – gerade am 27.01., dem Auschwitz-Gedenktag – Tag! – über die Notwendigkeit der Ausweitung unseres Widerstands gegen diese erbärmlichen und historisch unverantwortlichen Sonderlager sprechen.