Behördenirrsinn, Schildbürgertum und unhaltbare Zustände in Bonner Geflüchtetenunterbringung nach Einrichtung von BAMF-Büros in der Ermekeilkaserne

Gestern nachmittag haben wir durch eine ehrenamtliche Unterstützerin Kenntnis davon erlangt, dass nach der vom Bund erzwungenen Verlegung von über 300 Geflüchteten, die zuvor in der ehemaligen Ermekeilkaserne in der Bonner Südstadt untergebracht gewesen waren, teilweise absolut katastrophale Zustande in den neuen Unterbringungen herrschen. Insbesondere in den Turnhallen des Robert-Wetzlar-Berufskollegs im Bonner Norden ist die Situation so verheerend, dass bereits seit vorgestern zahlreiche Geflüchtete, die diesen Hallen zugewiesen wurden, in der Kälte und im Regen vor den Turnhallen ausharren, nur notdürftig in Decken gewickelt und mit Plastikplanen unzureichend gegen die widrigen Wetterbedingungen abgeschirmt. Lärm, das komplette Fehlen jeglicher Art von Privatsphäre, die Unmöglichkeit, Wertsachen sicher zu verwahren oder auch nur mal für kurze Zeit Ruhe oder gar Schlaf zu finden, treiben die dort lebenden Menschen in die Verzweiflung. Sie sind dort auf engstem Raum zusammengepfercht – die Rede war von bis zu 100 Personen in den beiden eher kleinen Basketballhallen, vier bis acht Menschen auf jeweils ca. zehn Quadratmetern in mit Pritschen bestückten und nur durch dünne Plastikplanen von den anderen Gruppenparzellen abgetrennten Bereichen.
Die meisten von ihnen waren vor ihrer Unterbringung in der damit verglichen geradezu luxuriös anmutenden Ermekeilkaserne bereits in anderen Turnhallen, v.a. in Bonn-Beuel untergebracht, doch nirgends war die Situation nach Aussage aller, mit denen wir sprachen, so schlimm wie in den jetzigen Hallen. Es gibt keine Sitzmöglichkeiten oder gar Aufenthaltsräume und wegen des hohen Stresslevel und des Lärms kommt es immer wieder zu Auseinandersetzungen mit Einzelnen, die viele der dort Lebenden dazu veranlassen, permanent draußen zuzubringen. Bei im Schnitt etwas über 180 € Geldzuweisung im Monat ist es nicht möglich, sich im Warmen – etwa in Cafés – aufzuhalten, sodass viele sich bereits Erkältungskrankheiten zugezogen haben.
Fragen an die in den Unterkünften Beschäftigten, für wie lange die Menschen dort verbleiben müssen, werden allgemein mit Schulterzucken beantwortet, was zweifellos Rückschlüsse auf den Kommunikationsfluss des Bundesamtes und der Stadtverwaltung zulässt.

Gerade vor dem Hintergrund, dass die Ermekeilkaserne vor nicht allzu langer Zeit erst aufwändig für die Unterbringung Geflüchteter hergerichtet und mit den nötigen Sanitäranlagen ausgestattet worden ist, ist es unseres Erachtens absolut unverständlich, weswegen nun zwecks Einrichtung einer Außenstelle des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) weit über 300 Menschen den Beamten weichen müssen. Offenbar ist es deutschen Beamten auch in den drängendsten Situationen nicht zuzumuten, für die Dauer ihrer täglichen Arbeitszeit in behelfsmäßigen Räumlichkeiten unterzukommen. Anstelle dessen werden Menschen, die den ganzen Tag und die ganze Nacht dort gezwungen sind zu verbringen, in unwürdigen Bedingungen in Turnhallen zusammengepfercht. So etwas einen Schildbürgerstreich zu nennen, gleicht wohl einer starken Untertreibung.

Nach der ersten Kontaktaufnahme haben wir uns gestern Abend mit einigen der Protestierenden zusammengesetzt, um zu überlegen, wie wir gemeinsam ihren Protest sichtbarer gestalten können und zugleich mögliche Konflikte mit AnwohnerInnen, die sich durch die vor der Halle auf dem Bürgersteig sitzenden Geflüchteten gestört fühlten, reduzieren.

Die Mitarbeiter des DRK vor Ort reagierten bislang gelassen und eher zuvorkommend auf den spontanen Protest der Geflüchteten, der sich auch ausdrücklich nicht gegen die dort eingesetzten Mitarbeiter oder die Sicherheitsbediensteten richtet.
Dies ändert allerdings nichts daran, dass eine Unterbringung, wie sie in ihrer Tragweite für die dort lebenden Menschen hier kaum im Ansatz erfasst werden kann, eines mitteleuropäischen Landes nicht würdig und Ausdruck eines absolut unhaltbaren Verwaltungshandelns ist.
Hier müssen unverzüglich andere Möglichkeiten her, zumal die hier geschilderte Situation unmittelbare Folge der Räumung einer relativ brauchbaren Massenunterkunft in der Ermekeilkaserne und somit hausgemacht ist.

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