BEWA in Flüchtlingsheimen: Alles nicht so schlimm?

In den vergangenen Tagen gab es diverse Reaktionen verschiedener Seiten auf den erneuten Skandal im bereits seit den Übergriffen von 2014 berüchtigten Flüchtlingslager Burbach. Nachdem wir Ende Juni durch zwei Zeugen Kenntnis von der mutmaßlichen Entführung und Vergewaltigung einer in Burbach lebenden geflüchteten Frau aus dem Kosovo erlangt und deren detaillierte Zeugenaussagen öffentlich gemacht hatten, wurden uns weitere Berichte über die untragbaren Zustände in besagtem Lager und vergleichbaren Einrichtungen zugetragen. Dabei ging es um rassistische verbale und auch körperliche Übergriffe auf Geflüchtete in vom Deutschen Roten Kreuz betriebenen Heimen, in denen auch die BEWA Security GmbH für „Sicherheit“ sorgen soll. Erst die Anschuldigungen hinsichtlich schwerer Straftaten und rassistischer Übergriffe veranlassten uns zu weiteren Recherchen, die bereits in kürzester Zeit zeigten, dass sich unter dem in den Flüchtlingslagern beschäftigten Sicherheitspersonal in der Tat Personen mit eindeutig rechter, ausländerfeindlicher bis hin zu neonazistischer Gesinnung befanden.
Die Ergebnisse besagter Recherchen wurden in der Folge Gegenstand verschiedener Presseberichte, von denen die des WDR teils durch die Anwälte der BEWA mittels einstweiliger Verfügungen nachträglich unzugänglich gemacht wurden. Die mittels einfachster Internetrecherchen zutage geförderten Informationen, d.h. das Wiedergeben von verbotenen Nazi-Losungen, Likes oder zustimmende Postings bei rechtsextremistischen Parteien wie der NPD, stellen unserem Eindruck nach nur die Spitze eines Eisberges dar, dessen gesamter Umfang von uns auch bisher nur erahnt werden kann. Ausschlaggebend für unsere Beschäftigung mit den dortigen Zuständen waren – wie bereits gesagt – die mutmaßliche Vergewaltigung sowie Aussagen über von Sicherheitsmitarbeitern begangene Übergriffe und rassistische Entgleisungen und Berichte über die mutmaßlich auch von DRK-Mitarbeitern organisierte Prostitution im Lager lebender Frauen. Ermittlungen zu den diversen möglichen Straftaten laufen noch.
Die Reaktionen der BEWA auf die lauter werdende öffentliche Kritik, der sich Presseberichten zufolge mittlerweile auch die Regierungspräsidentin Ewert (1) und Landesinnenminister Jäger (2) anschlossen, sind dabei durchaus als widersprüchlich zu bezeichnen. Einerseits tritt man im Gewand des reuigen Sünders auf, indem man etwa erklärt, dass den verantwortlichen vermeintlichen Einzeltätern bereits gekündigt worden sei; andererseits geht man anwaltlich gegen unliebsame Presseberichte vor und ergeht sich dann z.B. im Iserlohner Kreisanzeiger in der Zurückweisung der zur Last gelegten Vorkommnisse (3). Darin wird etwa behauptet, dass es sich bei einer Person mit NPD-Like, von dem ein Screenshot in einem Ruhrbarone-Artikel (4) wiedergegeben worden war, um „einen ehemaligen Mitarbeiter, ‘der niemals in Burbach tätig gewesen ist’“ handele. Diese Behauptung ist falsch. Bei der Person, die mit besagter Sympathiebekundung für die NPD angeführt wurde, handelt es sich um eine weibliche Mitarbeiterin, die sehr wohl im Burbacher Lager beschäftigt (gewesen) ist. Auf welchen anderen NPD-affinen Mitarbeiter die BEWA sich hier bezog, bliebe also noch zu klären.
Bereits Ende Juni räumte die „Siegener Zeitung“ dem BEWA-Geschäftsführer einen ganzen Artikel ein, in dem dieser verlautbaren ließ, dass an den Vorwürfen der Entführung und Vergewaltigung „Nichts“ dran sei – und dies zu einem Zeitpunkt, an dem das mutmaßliche Opfer von der Staatsanwaltschaft noch gar nicht befragt worden war. Darüber hinaus nutzte er die Gelegenheit, die beiden albanischen Zeugen gezielt zu diskreditieren (5).

All dies mag aus Sicht der BEWA wohl durchaus nachvollziehbar sein, hat man doch von der so genannten Flüchtlingskrise und der Vergabe der Sicherheitsaufträge durch das DRK stark profitiert, seine Beschäftigtenzahl im Zuge dessen vervielfacht und sieht nun offenbar seine Felle davonschwimmen.

Zuletzt hieß es, das DRK und BEWA hätten ihre internen „Ermittlungen“ abgeschlossen und der Bezirksregierung übergeben. Etwa zur selben Zeit wurde ein Artikel beim WDR veröffentlicht, der darauf Bezug nimmt (6). Darin wird angezweifelt, dass das mutmaßliche Opfer zum „fraglichen Zeitpunkt“ in Burbach untergebracht gewesen sei. Abgesehen davon, dass unklar bleibt, welches der fragliche Zeitpunkt denn sei, da die Zeugen und insbesondere das mutmaßliche Opfer unseres Wissens nach angaben, den genauen Zeitpunkt nicht genau benennen zu können, liegen unterschiedliche, teils sich widersprechende Dokumente über den Aufenthalt des mutmaßlichen Opfers im Januar vor. Hier liegt es nun an den staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen, Licht ins Dunkel zu bringen.

(1) http://www1.wdr.de/nachrichten/westfalen-lippe/regierungspraesidentin-arnsberg-droht-sicherheitsdienst-100.html
(2) https://beta.welt.de/politik/deutschland/article157756116/Nazi-Skandal-im-Asylheim-bringt-Minister-in-Noete.html
(3) http://www.derwesten.de/ikz/staedte/nachrichten-aus-siegen-kreuztal-netphen-hilchenbach-und-freudenberg/burbach-sicherheitsdienst-weist-vorwuerfe-zurueck-id12115316.html
(4) http://www.ruhrbarone.de/burbacher-fluechtlingsheim-ein-sumpf-aus-rassismus-und-kriminalitaet
(5) http://www.siegener-zeitung.de/vorlander-reader/Bewa-Chef-meldet-sich-zu-Wort-659dff41-7cb3-40c8-98df-6ef12e999329-ds
(6) http://www1.wdr.de/nachrichten/westfalen-lippe/burbach-missbrauch-fluechtlingsfrau-ermittlungen-drk-bewa-zweifel-100.html

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