Diesjähriger Karneval am Frankenbadplatz

Am kommenden Montag findet, organisiert durch unsere Freund*innen von Rhizom, wieder eine Tanzdemonstration für den Erhalt auch unkommerzieller Kulturangebote am Frankenbadplatz statt, nachdem die Beschallung der traditionell dort stattgefundenen Reggae-Party vor einiger Zeit verboten wurde.

Das Ganze findet am kommenden Montag, 27.Februar zwischen 14 und 18 Uhr statt. Kommt vorbei!

Näheres zu den Veranstalter*innen findet Ihr unter rhizombonn.wordpress.com.

Als kleiner Vorgeschmack folgt an dieser Stelle bereits unsere Grußbotschaft an die Demonstrierenden, die dort dann auch noch einmal als Rede verlesen werden soll.

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Nach einer zunehmenden Kommerzialisierung und Reglementierung auch des Straßenkarnevals eine durchaus berechtigte Frage.
Menschen, die es sich nicht leisten können, den ganzen Tag in einer Kneipe zu verbringen, gucken mitunter in die sprichwörtliche Röhre, da ihnen wenig anderes übrig bleibt, als – abgesehen vom Zug – sich den Karneval im öffentlich-rechtlichen Rundfunk anzuschauen.

Wie steht es dabei um Geflüchtete?

Nicht nur, dass diese in der Regel über noch weniger Geld als andere Bezieher*innen von Transferleistungen verfügen; dazu kommen noch spezifische Einschränkungen, die insbesondere jene treffen, die aufgrund äußerer Merkmale einer weitverbreieten
Wahrnehmung zufolge in eine Schublade gesteckt und mit zahlreichen Ressentiments bedacht werden. Innerhalb des vergangenen Jahres hat sich dabei für Menschen vor allem
aus arabischen Ländern die stigmatisierende Bezeichnung “Nafri” eingeschlichen. Bereits seit Langem von rechtsextremen Ausländerfeinden genutzt, fand der Begriff über die öffentliche Verwendung durch die Polizei im Zuge der Vorfälle an Silvester vergangenen Jahres Eingang in die Alterssprache. Nachdem es in Köln in der Silvesternacht 2015/16 zu massiven Übergriffen auf Frauen und Mädchen am Kölner Hauptbahnhof gekommen war,
die von einer größeren Zahl von Menschen begangen wurden, deren Äußeres eine Abstammung aus dem nordafrikanischen und arabischen Raum nahelegte, begann eine wochen- und monatelange öffentliche Debatte, die stark mit rassistischen und rechtspolpulistischen Untertönen durchsetzt war. Gerade den Vertretern solcher Richtungen war eine schon kaum noch als klammheimlich zu bezeichnende Freude über die Vorfälle zu konstatieren.
Anstatt konkrete Ursachen und soziale Hintergründe zum Gegenstand einer nüchternen Debatte zu machen, standen die Schuldigen schnell fest: Die völlig diffuse und heterogene Gruppe der “Flüchtlinge” wurde zur Ursache allen Unheils erhoben. Dabei taugt die Kategorie Flüchtling wohl kaum dazu, auch nur im Ansatz eine Erklärung für derartige Vorkomnisse zu liefern, haben Geflüchtete doch per definitionem allein eine Sache gemein:
Dass sie geflüchtet sind. Unterschiedlichste Hintergründe von Sozialisation, Herkunft und Mentalität sollten eigentlich jede Art der Pauschalisierung hier verbieten. Doch im Zeitalter der alternativen “Fakten” muss eine solche Hoffnung wohl leider als naiv abgetan werden.

Da man es mit Begriffen sowieso nicht mehr so ernst nimmt, kann ein “Nafri” etwa im Verständnis der Polizei auch mal aus Vorderasien oder den südlicheren Teilen Afrikas stammen.
Um die Blamage eines völligen Nichteingreifens in der Silvesternacht 2015/16 in den Augen der Öffentlichkeit wieder gutzumachen, fuhr die Polizei also dieses Jahr gleich schweres Geschütz auf und hielt stundenlang hunderte Menschen, die aufgrund ihres Äußeren und zum Teil sehr willkürlich in die Kategorie “Nafri” gesteckt wurden, in einem Polizeikessel fest. Das ist racial profiling wie aus dem Lehrbuch und mutmaßlich grundrechtswidrig.

Nachdem die Polizei sich dennoch dafür in der Presse wochenlang feiern ließ, verlautbarte sie mit gebührlichem zeitlichen Abstand dann jedoch, dass sich in dem Kessel nicht ein einziger Verdächtiger der Taten des Vorjahres gefunden
habe und auch die überwiegende Mehrzahl der Menschen nicht aus Nordafrika stammte. Der Schaden war freilich angerichtet.

Vor kurzem kolportierte dann die auflagenstärkste deutsche Tageszeitung BILD die Geschichte eines Frankfurter Gastwirtes, laut dem sich in der Silvesternacht ein Mob von Arabern in und um sein Lokal herum ähnlich verhalten habe wie die Täter von Köln. Kurz darauf kam heraus, dass die Geschichte wohl frei erfunden war; mittlerweile wird deswegen gegen den Gastwirt ermittelt.

Aber zurück zum Karneval.

Anfang Februar wurde ein Schreiben der Polizei bekannt, in dem dazu aufgefordert wurde, dass Heimbetreiber und Flüchtlingsinitiativen Geflüchtete nicht dazu ermuntern sollten, am Karneval teilzunehmen, da dies “„in der Bevölkerung […] zu unerwünschten Wechselwirkungen” führe (wir berichteten:siehe hier ). Nach heftiger Kritik u.a. durch den Kölner Flüchtlingsrat ruderte man zurück und relativierte diese Aufforderung. Dennoch darf dies als ein weiterer Ausdruck einer mittlerweile weit verbreiteten Geisteshaltung gelten, die jeder
Integrationsbemühung spottet.

Wir lassen es uns selbstverständlich dennoch nicht nehmen, auch wie in den vergangenen Jahren gemeinsam auch mit Geflüchteten Karneval zu feiern.

Damit dies auch gelingt, bedarf es jedoch unkommerzieller Räume und Möglichkeiten wie diesen hier!

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