Am kommenden Samstag, 31. Januar, veranstalten unsere Freund*innen von ASJ und LIZ Bonn eine Tanzdemo (mit anschließender Party im Oscar-Romero-Haus) für mehr Freiräume in Bonn.
Die Demo beginnt um 16 Uhr am Kaiserplatz.
Hier unser Aufruf dazu:
Bonn platzt aus allen Nähten. Das ist der Eindruck, der unweigerlich alle beschleicht, die sich einmal mit dem Wohnungsmarkt in der beschaulichen Stadt am Rhein auseinandergesetzt haben. Insbesondere an günstigem Wohnraum mangelt es gewaltig So kommt es, dass Menschen, die nicht zu den Vielverdiener*innen zählen, sich häufig wochenlang auf Wohnungssuche begeben müssen – und das nicht immer mit Erfolg. Unter Studierenden gibt es regelrechte WG-Castings, bei denen teilweise über 30 Kandidat*innen um ein freies Zimmer konkurrieren. Aus Sicht von Investor*innen und Vermieter*innen ist die Beherbergung einkommensschwacher Bevölkerungsgruppen nur mäßig attraktiv. Es verwundert daher nicht, dass Geflüchtete aus administrativer Sicht als eine enorme Bürde für die Stadt dargestellt werden und in teils heruntergekommenen Sammelunterkünften interniert werden, die bisweilen fernab vom Alltagsleben Bonns liegen und nur mangelhaft an den öffentlichen Nahverkehr angebunden sind. Gar an eine eigene Wohnung in Innenstadtlage zu denken, ist für Geflüchtete ohne Unterstützung schlicht utopisch; sozialer Wohnungsbau wird von der Stadt nicht betrieben. Anstelle dessen werden aber wieder und wieder – wie stets besonders betont wird – neue Übergangslösungen geschaffen; eine nachhaltige Verbesserung der Lage ist nicht in Sicht.
Die Unterbringung der Geflüchteten in Außenbezirken hat System, denn sie sollen in Deutschland von Staatswegen überhaupt nicht in die Gesellschaft integriert werden. Ihr Aufenthalt hier – denn Leben kann man es wohl kaum nennen – soll auch bei Menschen, denen es noch gelang, ihren Anspruch auf Asyl vor deutschen Behörden oder Gerichten geltend zu machen, der kürzest mögliche sein. Neben der dürftigen Unterbringung dient dies auch als Grundlage dafür, dass Asylsuchenden keine Deutschkurse angeboten werden, kaum Arbeitserlaubnisse erteilt werden, ihnen nur das absolute finanzielle Minimum zugestanden und ihre Bewegungsfreiheit eingeschränkt wird.
Das kulturelle Leben in Bonn spielt sich derweil an wenigen ausgewählten Orten in Innen- und Altstadt ab, weit entfernt vom Wohnort der Geflüchteten. Davon abgesehen ist es aber auch nur eine überschaubare Zahl an kulturellen Einrichtungen, die Kulturschaffenden in Bonn die Möglichkeit bieten, sich zu entfalten. Sobald es sich dann um Kultur Abseits des Mainstreams – seien dies nun das nicht öffentlich geförderte Theater, Livemusik, Aktionskunst oder andere Ausdrucksformen – lassen sich die infrage kommenden Örtlichkeiten an einer Hand abzählen. Dass zusätzlich mehr und mehr Eigentümer*innen und Mieter*innen in sogenannten besseren Wohnlagen Beschwerden über nächtlichen Lärm äußern, trägt zu einer weiteren Verknappung des ohnehin überschaubaren Angebots in der Stadt bei.
Insgesamt befindet sich Bonn in einer Situation, in der die Stadt mehr und mehr segregiert wird – die Wohnungspreise und Interessen von Investor*innen machen eine wirklich diverse Bevölkerung in vielen Stadtteilen unmöglich, während unliebsame Formen von Kultur gar ganz verdrängt werden. Im Sinne eines ökonomischen Standortwettbewerbs etabliert sich so ein Klima der Konkurrenz und des Gegeneinanders.
Es ist daher dringend geboten, dem etwas entgegenzusetzen! In Bonn gibt es trotz des Narrativs der überfüllten Stadt unzählige leerstehende Gebäude. Allein die Universität besitzt zahlreiche Immobilien, die teils seit Jahren nicht mehr genutzt werden. Was für eine vergebene Chance, um Freiräume fernab des ökonomisch diktierten Wettkampfes zu schaffen! Wir brauchen einen Ort, an dem ein Zusammenleben stattfinden kann, an dem Geflüchtete nicht als Gefahr für unsere Sozialsysteme, sondern wie jede*r andere auch als geschätzte Mitmenschen wahrgenommen werden. Einen Ort, an dem wir das Miteinander anstelle des alltäglichen Gegeneinanders praktizieren. Einen Ort, an dem jede*r sich verwirklichen kann. Einen Ort, an dem deutlich wird, dass sich der Gebrauchswert einer Immobilie nicht in ihrem Tauschwert manifestiert – auf die Nutzung kommt es an! Wenn die vom Tausch weitgehend ausgeschlossenen Gruppen mit in die Rechnung einbezogen werden, können wir mehr für die Stadt tun als jede kommerzielle Einrichtung. Lasst uns zeigen, dass es anders geht!
Daher am 31. Januar auf die Straße für ein Libertäres Zentrum in Bonn!
Die Häuser denen, die sie nutzen!