Mit zeitweise bis zu 350 Teilnehmer*innen konnten wir am Samstag in Bonn für unsere Demo einige Menschen mobilisieren, die sich in der gut besuchten Innenstadt lautstark Gehör verschafften und auf den Vorfall am Endenicher Paulusheim – bei dem Sarifou Diallo am 1. August mit acht Schüssen durch das Düsseldorfer SEK schwer verletzt worden war – aufmerksam machten.
Die Stimmung während der Demonstration war trotz des ernsten Anlasses sehr positiv und durchgehend friedlich: Es konnten mehrere Tausend Flugblätter an Passant*innen verteilt werden und entlang der Route schlossen sich immer wieder spontan Menschen an. Zahlreiche Schilder und Transparente machten auf Inhalt und Forderungen der Demonstration aufmerksam.
Besonders hervorgehoben sei, dass El Hadj – der durch ein Messer am 1. August leicht verletzte Freund von Sarifou – persönlich einen Redebeitrag zur Demonstration beisteuerte, in dem er sich mit Sarifou solidarisierte und so verdeutlichte, wer das eigentliche Opfer der Geschehnisse war. Zudem schloss er sich der Bewertung von AREGUIB e.V. an, dass die Reaktion des SEK unverhältnismäßig genannt werden müsse. El Hadj zeigte sich erleichtert, dass Sarifou die Schüsse überlebt hat.
Während der Anfangs- und Abschlusskundgebung und den Zwischenstopps wurde außerdem in Redebeiträgen von Refugees Welcome Bonn e.V. und AREGUIB e.V. sowie den Unterstützer*innen der Liste undogmatischer StudentInnen (LUST), der Anarchistisch-syndikalistischen Jugend Bonn (ASJ), der Emanzipatorischen Antifa Duisburg, der Emanzipatorischen Antifa Bonn und des Conseil des Guinéens d’Allemagne (Saarbrücken) auf die Situation von Sarifou Diallo, Fehlschläge der europäischen Asylpolitik und das Problem des Alltagsrassismus hingewiesen. Außerdem sprach der in Berlin lebende Halbbruder Sarifous mehrmals zu der Menge.
Nachdem die Kundgebung auf dem Bonner Markt beendet war, warf ein Vertreter AREGUIB e.V. zusammen mit dem Halbbruder des Opfers in einem symbolischen Akt eine Resolution mit Forderungen der Redebeiträge an den Oberbürgermeister in den Briefkasten am Alten Rathaus. Sie wollten mit der Aktion daran gemahnen, dass es auch im Interesse der Stadt Bonn sein muss, den Beschuss eines Geflüchteten in einer Bonner Unterkunft ausreichend aufzuklären.
Gerade vor dem Hintergrund des sensiblen Themas Polizeigewalt wollen wir anmerken, dass die Präsenz der Bonner Polizei auf der Demo erfreulich zurückhaltend war, so dass alle Teilnehmer*innen ihr Versammlungsrecht ungestört wahrnehmen konnten.
Nach insgesamt vier Stunden löste sich die Demonstration in einer großen Menschenkette als Geste des Zusammenhalts auf. Wir danken allen Freund*innen, Genoss*innen und Teilnehmer*innen, die uns bei der Demonstration unterstützt haben, insbesondere dem AZ Wuppertal für die technische Unterstützung.