Vortrag: Feindbild Mensch – die Überbevölkerungslegende

Der erste von uns organisierte Vortrag beim diesjährigen festival contre le racisme findet am Montag, 7. Mai, um 20 Uhr im Hörsaal 8 (Hauptgebäude), statt. Der Journalist Peter Bierl spricht dabei zum Thema “Feindbild Mensch – die Überbevölkerungslegende”. Der Eintritt ist wie immer frei.

Deutschland soll die Grenzen schließen, um die Afrikaner zu einer „ökologisch nachhaltigen Bevölkerungspolitik“ zu bewegen, erklärte Björn Höcke (AfD). Dort gebe es zu viele Menschen. Thilo Sarrazin (SPD) prophezeite, Deutschland werde aussterben, weil sich biologisch minderwertige Hartz-IV-Empfänger und Einwanderer stärker fortpflanzten als die biodeutsche Mittel- und Oberschicht.

In der Schweiz sammelte die Gruppe Ecopop über hunderttausend Unterschriften gegen Einwanderung und Bevölkerungszuwachs. Ecopop ist Teil einer internationalen Allianz, die eine Überbevölkerung des Planeten beschwört und bekämpfen will. Dabei weisen alle Daten darauf hin, dass sich die Menschheit in einem demographischen Übergang befindet, der zu einer stabilen Bevölkerungszahl führen wird.

Das Horrorszenario Überbevölkerung geht auf den britischen Ökonomen Thomas Malthus zurück. Die Neomalthusianer, darunter Anarchisten, Feministinnen, Liberalen und Sozialisten, verknüpften Werbung für Verhütung mit eugenischen und rassistischen Zielen. Nach dem Ersten Weltkrieg schlossen sich Nationalisten und Konservative an. Die Perspektive war imperial und kolonialistisch: Die höhere Geburtenrate „farbiger Völker“ bedrohe die weiße Dominanz. Viele Staaten beschränkten die Einwanderung und ließen angeblich Minderwertige sterilisieren.

Seit den 1960er-Jahren stigmatisierten Umweltschützer die Menschen im globalen Süden mit Schlagworten wie Bevölkerungsexplosion oder Bevölkerungsbombe. Konrad Lorenz wie Earth First forderten die Menschheit drastisch zu dezimieren. Biozentristen, Tierrechtler und manche Postwachstums-Fans halten auch den Norden für überbevölkert.

Der Journalist Peter Bierl analysiert in dem Vortrag die Aktualität des Überbevölkerungsdiskurses und seine historische Entwicklung und zeigt, dass solche Vorstellungen im linken, liberalen und rechten politischen Spektrum zu finden sind.

Bierl ist Autor des Buches „Grüne Braune: Umwelt-, Tier- und Heimatschutz von rechts“ (Unrast-Verlag 2014) sowie „Schwundgeld, Freiwirtschaft und Rassenwahn. Kapitalismuskritik von rechts: Der Fall Silvio Gesell“ (Konkret-Verlag, 2012).

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