Die immer restriktivere Ausrichtung des Asylrechts, Residenzpflicht, Arbeitsverbot, Gutscheine statt Bargeld – das sind nur einzelne Punkte, die die unmenschliche Gestaltung und Umsetzung des Aufenthalts- und Asylgesetzes deutlich machen.
Die seit Jahren erhobenen Forderungen nach globaler Bewegungsfreiheit, Recht auf Selbstbestimmung und ein würdevolles Leben sind durch die Proteste von Geflüchteten aus Würzburg 2012 wieder deutlicher und stärker an die Öffentlichkeit gebracht worden.
Vor diesem Hintergrund gründete sich im Jahr 2012 Refugees Welcome Bonn.
Wir teilen die genannten Forderungen, unterstützen die Protestbewegung und arbeiten mit den in Bonn lebenden geflohenen Menschen zusammen.
Wir möchten nicht auf einer abstrakten Ebene bleiben, sondern direkte Unterstützung anbieten. Dabei ist unser Ansatz jedoch kein karitativ-fürsorglicher, um die schlimmsten Folgen der staatlichen Praxis zu lindern. Denn der Staat schafft die bestehenden Verhältnisse bewusst: Aus ökonomischer Sicht „unerwünschte, nicht verwertbare Menschen“ sollen abgeschreckt und möglichst schnell wieder abgeschoben werden, sofern nicht schon ihre Einreise verhindert werden konnte. Deutschland und die europäische Union scheuen kaum Mittel, um eine restriktive Einwanderungspolitik in ihrem Interesse durchzusetzen und treten Menschenrecht dabei mit Füßen.
Diese Praxis lehnen wir, Refugees Welcome Bonn, ab.
Wir verstehen unsere Aufgabe darin, mit Geflüchteten auf Augenhöhe zu kooperieren. Uns ist es ein besonderes Anliegen, dass die geflüchteten Menschen ihre Forderungen und Anliegen selbst formulieren; wir bieten Unterstützung und eine Anlaufstelle für eine gemeinsame Organisierung gegen die aktuellen Lebensverhältnisse.
Wir sind uns bewusst, dass wir als Citizens, d.h. Menschen mit einer privilegierenden Staatsbürgerschafft, nicht für Non-Citizens sprechen können. Denn allen, denen der Zugang zur deutschen Staatsbürgerschaft verwehrt wird, werden grundlegende Rechte nicht zugestanden; es bedeutet ein Leben zweiter Klasse sowie die ständige Bedrohung durch Repressalien und Abschiebung.
Wir sind uns auch bewusst, dass unsere gesetzten Ziele nicht unmittelbar erreicht werden können. Es ist zweifellos notwendig, direkte Unterstützung anzubieten, um den Betroffenen eine Verbesserung ihrer Lebenssituation sowie die Inanspruchnahme ihrer Rechte zu ermöglichen. Aus diesem Grund sind wir auch behilflich bei der Bewältigung des alltäglichen (bürokratischen) Wahnsinns.
Ebenfalls versuchen wir, geflüchteten Menschen Möglichkeiten zu bieten, sich außerhalb der überfüllten Heime zwanglos zu treffen, sich auszutauschen und an kulturellen Veranstaltungen teilzunehmen.
Wer sich durch diese knappe Selbstbeschreibung angesprochen fühlt, ist herzlich eingeladen – und sei es nur völlig unverbindlich – mit uns in Kontakt zu treten.